Wie kommen wir aus der Eurokrise wieder raus?
Unter der Staatsschuldenkrise im Euroraum versteht man eine Haushalts- und Verschuldungskrise einiger Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Man geht davon aus, dass wenn ein Staat in der Größenordnung seines Bruttoinlandsprodukts oder höher verschuldet ist, diese Volkswirtschaft die Rückzahlungen und Zinszahlungen nur dann auf Dauer leisten kann, wenn entweder die Wirtschaft und das Steueraufkommen so viel größer geworden sind, dass der absolute Betrag der Verpflichtungen im Verhältnis überschaubar klein geworden ist, oder/und eine erhöhte Inflation über die Jahre den Wert des Geldes gesenkt hat. Ein Staat, der nicht eigenständig die Währung, in der seine Anleihen notiert sind, abwerten kann, kann also in einer klassischen Schuldenfalle insolvent werden. Dies ist für die Staaten der Eurozone prinzipiell der Fall. Vor allem Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Irland sind wegen ihrer defizitären Haushaltslage am stärksten von der Krise bedroht. Seit Beginn der Krise 2010 wird darüber diskutiert, wie man eine solche Krise bewältigen kann.
-
Struktur zeigen / verstecken
- |
-
Erläuterungenen zeigen / verstecken
-
Globaler Standpunkt: Den Euro-Krisenländern kann nur mit einem Schuldenschnitt geholfen werden.
Seit Beginn der Finanzkrise des griechischen Staates wird die Frage diskutiert, ob die Gläubiger an der Bewältigung der Krise beteiligt werden, also gezwungen werden sollten, einen Teil ihrer Forderungen zu erlassen und als Verlust zu verbuchen.
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Perspektivlosigkeit der PIIGS-Staaten
Länder wie Griechenland, mit einer Verschuldung von rund 150% des BIP, bekommen ihre Probleme nicht ohne Umschuldung in den Griff. Deshalb sollte ein Schuldenschnitt nicht aufgeschoben werden, bis die Konsequenzen untragbar sind.
-
Beleg (Medienbericht): FTD, Verzichtet auf die Hälfte der Griechen-Schulden!, 27.09.2011
In einem Aufruf fordern zehn Topökonomen aus Deutschland und Frankreich einen Schuldenerlass für Griechenland.
Nur so sei es für Griechenland möglich, die Staatsverschuldung nachhaltig zu reduzieren.
www.ftd.de/politik/europa/:euro-krise-verzichtet-auf-die-haelfte-der-griechen-schulden/60109189.html
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Verhinderung weiterer expansiver Haushaltspolitik
Damit Griechenland und andere EU-Länder ihre expansive Haushaltspolitik der Vergangenheit nicht fortsetzen, ist eine Politik nötig, die die Länder und/oder seine Gläubiger an den Kosten beteiligt.
Bereits beim Eintritt in die Eurozone erfüllten Spanien (1999), Italien (1999) und Griechenland (2001) nicht die im Vertrag von Maastricht festgelegten EU–Konvergenzkriterien. Zu diesem Zeitpunkt waren die Länder Italien, Griechenland und Spanien mit rund 115 % bzw. 100 % und 60 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verschuldet.
Auch nach der Euro-Einführung wurde in diesen Ländern weiter expansive Haushalts- und Wirtschaftspolitik betrieben. Ein Grund für die geringen Staatseinnahmen in Griechenland, Portugal, Irland und Italien ist auf die verhältnismäßig niedrigen Steuersätze zurückzuführen. Demgegenüber stehen hohe Staatsausgaben, verursacht durch überdimensionierte und intransparente Staatsapparate.
-
Beleg (Stellungnahme): Plenum der Ökonomen, Stellungnahme zur EU-Schuldenkrise
In einem Aufruf des „Plenums der Ökonomen“ nehmen Professoren Stellung zur EU-Schuldenkrise
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Stellungnahme' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
- Einwand (konsequent zu Ende gedacht): Bestrafung für andere Krisenstaaten
Ein einseitiger Schuldenschnitt gegenüber der am schlechtesten wirtschaftenden Nation bedeutet eine Bestrafung all derjenigen, die es unter Anstrengungen besser gemacht haben. Warum soll beispielsweise die unter ähnlicher Austerität leidende irische Volkswirtschaft keinen Schuldenschnitt bekommen?
-
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Gerechtigkeit gegenüber der griechischen Bevölkerung
Halter der Anleihen, deren Wert beschnitten werden soll, sind ausschließlich große institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, Versicherer, Banken und Fonds großer Vermögensverwalter. Diese Einlagen gehören also nicht nur Reichen, sondern auch kleinen Leuten. Die Gelder sind jedoch zumeist nach konservativen Anlagestrategien gestreut, weshalb beim Beschneiden der Schulden einzelner Staaten kaum jemand existentiell bedroht werden sollte. Demgegenüber stehen aber viele Millionen griechischer Bürger, die bei einem Staatsbankrott wirtschaftlich existentiell bedroht sind und in Armut sinken können.
-
Beleg (Medienbericht): FTD, Die größten Griechenland-Gläubiger, 21.06.2011
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Vertrauensverluste in den europäischen Währungsraum
Der Stand der Zinssätze für Anleihen vieler Eurostaaten spiegelt nicht die wirtschaftlichen Fundamentaldaten der Einzelstaaten wider, sondern nimmt die Solidarität innerhalb der Euroländer an und spiegelt die Fundamentaldaten und Größe deren Gesamtheit wider. Lässt man einen der Eurostaaten bankrott gehen, so erweist man diese Annahme als falsch und zwingt die Märkte, für jeden einzelnen Staat neue Zinssätze entsprechend der Situation der Einzelstaaten auszuhandeln. Der Zahlungsausfall eines Eurolandes käme einem Vertrauensverlust in die Bonität vieler Eurostaaten gleich und würde deren Zinssätze drastisch erhöhen. Dies würde weitere Verunsicherung auslösen und es den Staaten sehr schwer machen sich an den Kapital- und Finanzmärkten selbständig zu finanzieren.
-
Beleg ((deskriptive) Statistik): Eurostat, 10-jährige Staatsanleihen
-
Beleg (Medienbericht): Spiegel Online, 08.08.2011
Grafische Aufbeitung des Zinsverlaufs von 10-jährigen Staatsanleihen
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Gefahr eines Bankenkollapses
Ein Schuldenschnitt für kriselnde Euroländer birgt vor allem Risiken für die europäischen Finanzinstitute, da ein Schuldenschnitt die Bilanzen der Bankhäuser verschlechtert und dazu führen kann, dass einige Insolvenz anmelden müssen. Die Forderungen deutscher Banken gegenüber Griechenland, Italien, Spanien und Portugal sind überschaubar, andere europäische Geldhäuser aber hingegen halten milliardenfach Staatsanleihen. Nach den katastrophalen Erfahrungen aus der Lehman-Pleite, sind Insolvenzen „systemrelevanter“ Banken mit allen Mitteln zu verhindern.
-
Beleg (Medienbericht): FTD, Die Krise der europäischen Banken, 30.09.201
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Es kann zu Dominoeffekten kommen
Da Investoren nach einem ersten Staatsbankrott fortan damit rechnen müssen, dass auch andere Krisenländer pleitegehen könnten, würden höchstwahrscheinlich die Refinanzierungskosten für andere Euroländer steigen. Staaten wie Spanien oder Portugal könnten dann durch die steigenden Kosten ihre Schuldenlast nicht mehr tragen und ebenfalls in die Zahlungsunfähigkeit geraten.
-
Beleg (Expertenaussage): Hans-Werner Sinn, Focus Nr. 8, S. 130, 22.02.2010
Hans-Werner Sinn, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung, weist in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus auf mögliche Dominoeffekte hin, die durch eine Griechenland-Pleite entstehen könnten.
www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome/B-politik/20echointerv/_echointerv
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Expertenaussage' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
-
-
Globaler Standpunkt: Staaten, die kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehen, sollten aus der Eurozone austreten.
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Der Eintritt in die Eurozone war ein Fehler, der mit einem Austritt korrigiert werden sollte.
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Aufnahme von Griechenland in die Eurozone nie hätte erfolgen dürfen. Auch beispielsweise Italien und Belgien erfüllten bei der Euro-Einführung nicht die [http://de.wikipedia.org/wiki/EU-Konvergenzkriterien EU- Konvergenzkriterien]. Um diesen Fehler zu korrigieren, sollten Krisenländer die Währungsunion verlassen und ihre alte Währung wieder einführen.
-
Beleg (systematische Aufarbeitung): Wikipedia, Ursachen der griechischen Finanzkrise
-
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Ein Austritt erlaubt die Abwertung der neuen Landeswährung
Sicherlich ist der Austritt aus der Währungsunion mit erheblichen Problemen verbunden, aber nur so ist es für Krisenländer möglich, durch Abwertung der eigenen Währung, ihre Schuldenlast zu verringern und wieder langfristig wettbewerbsfähig zu werden.
-
Beleg (Medienbericht): Zeit Online, Auszeit vom Euro, 16.06.2011
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Durch die Wiedereinführung der alten Währung erhöht sich die Schuldenlast des ausscheidenden Landes.
Wenn Griechenland aus der Eurozone austreten würde, wäre mit einer Abwertung der neuen Inlandswährung gegenüber dem Euro zu rechnen. Eine interne Vorlage des Finanzministeriums warnt, dass die Schuldenlast Griechenlands nach der Abwertung auf rund 200% des Bruttoinlandsprodukts steigen würde. Dies hätte nicht nur für Griechenland, sondern auch für ganz Europa weitreichende wirtschaftliche Folgen.
-
Beleg (Medienbericht): Spiegel Online, Griechenland erwägt Austritt aus der Euro-Zone, 06.05.2011
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Außenpolitische Wirkung
Die USA haben Mitgliedsstaaten, die mit Griechenland mehr oder weniger vergleichbar sind: Geringer Anteil am BIP, ohne nennenswerte Industrie und pleite. Trotzdem denken die USA nicht daran sich aufzulösen, die Schulden einzelner Staaten zu übernehmen oder gar ihre Währungsunion aufzugeben. Als zerstrittene, lockere, mal größere, mal kleinere Föderation hätten die USA ihre weltpolitische Rolle im 20. Jhdt. nie spielen können. Wenn die Europäer im 21 Jhdt. eine wesentliche Rolle spielen wollen, dann müssen sie sich überlegen, ob sie nicht an einem weniger zerrütteten Bild und an einer etwas einheitlicheren Stimme arbeiten wollen.
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Steigende Wettbewerbsfähigkeit (durch niedrigere Lohnstückkosten)
Die Südstaaten verzeichneten in den letzten 10 Jahren stetig steigende Lohnstückkosten, wohingegen in Deutschland die Kosten tendenziell eher sanken. Länder wie Griechenland, Spanien, Italien, Portugal und auch Frankreich weisen weitaus höhere Lohnstückkosten als Deutschland auf. Die Lohnstückkosten sind ein Maß für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, die mit der Produktivität korrelieren. Hohe Lohnstückkosten schränken im Allgemeinen die Wettbewerbsfähigkeit ein und führen zu steigenden Leistungsbilanzdefiziten.
-
Beleg (systematische Aufarbeitung): Wikipedia, Lohnstückkosten
-
Beleg (Medienbericht): Zeit Online, Griechenlands echte Probleme, 11.03.2010
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
Beleg (wissenschaftlicher Aufsatz): Heiner Flassbeck, Friederike Spiecker, Lohnpolitische Konvergenz und Solidarität oder offener Bruch, Beitrag in Wirtschaftsdienst 2010|3
"Was vor fünf Jahren für die meisten undenkbar schien, wird heute offen diskutiert: Die Europäische Währungsunion (EWU) bricht womöglich auseinander. Wird es tatsächlich geschehen und, wenn ja, wann? Die Antwort auf diese Frage hängt für viele Beobachter davon ab, ob und wie schnell Griechenland es schafft, sein Staatsde?zit um mehrere Prozentpunkte zu senken. Das ist erstaunlich. Denn wie kann die Stabilität der gesamten EWU durch mangelnde Sparanstrengungen im Staatshaushalt einer so kleinen Volkswirtschaft wie Griechenland gefährdet sein?"
www.flassbeck.de/pdf/2010/april%202010/flassbeckWiDienst.pdf
- Einwand (Meinungsäußerung): Lohnstückkosten sind keine geeignete Größe um die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu messen.
Die Lohnstückkosten sind keine geeignete Größe um die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu messen.
Unternehmen, die hohe Lohnstückkosten aufweisen, gehen während einer Krise zuerst insolvent, sodass die restlich verbleibenden Unternehmen geringere Lohnstückkosten aufweisen. Steigende Arbeitslosigkeit bedeutet in diesem Fall zunächst einmal sinkende Lohnstückkosten. Von einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit kann aber nicht wirklich die Rede sein.
Ein geeigneteres Maß wäre z.B. der BIP-Deflator eines Landes relativ zu den anderen Wettbewerber.
-
-
Ethische/Normative Begründung: Es ist rechtlich fragwürdig, ob der Ausschluss eines Mitgliedstaates aus der EU oder dem Euro überhaupt möglich ist.
Die Europäische Zentralbank analysierte bereits 2009 den theoretischen Ausschluss eines Mitgliedslandes und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass ein Ausschluss eines Mitgliedsstaates aus der EU oder aus der Eurozone rechtlich so gut wie unmöglich ist. Ein freiwilliger Austritt sei aber möglich.
-
Beleg (empirische Studie): EZB, Withdrawal and expulsion from the EU and EMU - Some reflections, 2009
-
-
-
Globaler Standpunkt: Die EWWU muss zu einer solidarischen Transferunion institutionalisiert werden.
Unter einer Transferunion versteht man in der öffentlichen Debatte dauerhafte, direkte und horizontale Transfers zwischen den Ländern Europas, insbesondere zwischen den Ländern der EWWU. Schwächere Euroländer, die sich nur zu sehr hohen Kosten an den Kapital- und Finanzmärkten finanzieren können, nutzen die Bonität stärkerer Euroländer, um sich mit dieser Hilfe finanzielle Mittel beschaffen zu können. Eine Möglichkeit Transferzahlungen für angeschlagene Euroländer zu institutionalisieren, wäre die Einführung eines temporären solidarischen Transfers in Form eines europäischen Solidaritätszuschlages. Dies könnte eine Sondersteuer sein, die auf 5-20 Jahre angelegt ist. Maßnahmen zur Krisenbewältigung wie Rettungsfonds, Staatsgarantien oder die Platzierung von Eurobonds werden von Kritikern oft als Instrumente genannt, die de facto zu einer Transferunion führen würden.
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Der Anreiz, Defizite zu bekämpfen, fällt weg
Bei dauerhaften Transferzahlungen wird den Nehmerländern der Anreiz genommen, ihre Defizite zu verringern und damit deren finanzielle Probleme und Abhängigkeit von den Geberländern zu lösen.
-
-
Globaler Standpunkt: Die EU-Anleihe als Hilfe für schwächere Euroländer ist eine sinnvolle Möglichkeit.
Um die Kapitalbeschaffung kriselnder Euroländer sicher zu stellen, ist die Ausgabe von Eurobonds erforderlich. Hohe Risikoprämien machen es den PIIGS-Staaten schwer sich am Kapitalmarkt zu finanzieren. Um die Zahlungsfähigkeit dieser Länder weiterhin zu garantieren, kann die Europäische Union ihre Bonität auch anderen EU-Ländern in Form einer EU-Anleihe zugutekommen lassen.
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Bei Eurobonds können die Zinssätze variieren
Auch die Zinssätze für Kredite, die schlussendlich an die Krisenstaaten weiter gegeben werden, können variieren. Spanien würde beispielsweise weiterhin einen höheren Zinssatz bezahlen als Österreich, da die Zuschläge an den Schuldenstand der Länder angepasst werden kann. Dies wäre ein Anreiz Schulden abzubauen.
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Eurobonds können limitiert sein
Ein Staat kann sich beispielsweise bis zu 60 Prozent seines BIP mit Eurobonds verschulden, alles was darüber hinaus geht muss er wie bisher über die nationalen Anleihenmärkte finanzieren. Dies soll Staaten den Anreiz geben ihre Haushaltspolitik angemessen zu gestalten.
-
Beleg (empirische Studie): Friedrich Ebert Stiftung, Eurobonds - Das Blue Bond-Konzept und seine Implikationen, 2011
-
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Wahrscheinlichkeitsrechnung und das Gesetz der Masse
Es ist nicht anzunehmen, dass der Zinssatz einer gemeinsamen europäischen Staatenanleihe einer Mittelung der alten getrennten Zinssätze entsprechen wird, sondern dass er vielmehr einen deutlich geringeren Wert als den Mittelwert annehmen wird und viel näher an der unteren Grenze der alten Zinssätze liegen wird als an der oberen. Dahinter steht ein Koloss von einer halben Milliarde Menschen, die die am besten industrialisierte (von Japan abgesehen) Region der Erde bewohnen und deren Bildungsdurchschnitt nur von wenigen Einzelländern übertroffen wird. Hinter diesem Koloss stecken deutlich mehr (Real-)Wirtschaftskraft und Rechtssicherheit als hinter den USA und deutlich mehr Demokratie und Rechtssicherheit als hinter China. Der Euro ist nicht, wie der Dollar, von der Laune des Politbüros in Peking abhängig. Die europäischen Demokratien sind nicht so frisch wie die südamerikanischen. Nüchtern betrachtet werden Eurobonds eine der konservativste Anlagestrategien sein und vom Markt einen entsprechenden Zinssatz erhalten. Deshalb ist nicht anzunehmen, dass Eurobonds einen wesentlichen Transfermechanismus innerhalb der Eurostaaten darstellen werden.
- Einwand (Meinungsäußerung): Das Szenario könnte aber auch anders aussehen
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Die Nationalsaaten müssten an Souveränität einbüßen
Eine sinnvolle Einführung einer EU-Anleihe ist nur dann gewährleistet, wenn die Mitgliedsstaaten in ihrer Finanzpolitik Einschränkungen hinnehmen und neue Institutionen für die zentrale Kreditvergabe eingerichtet werden.
-
Beleg (Medienbericht): NZZ Online, Weniger Souveränität als Preis für die Euro-Bonds, 22.11.2011
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Anreize für ausgeglichenen Staatshaushalt werden genommen
Durch die Tatsache, dass die Mitgliedsstaaten gemeinsam haften, wird den schwächeren EU-Ländern der Anreiz gegeben sich auf diese Versicherung zu verlassen und weiterhin Schulden zu machen.
-
Beleg (Medienbericht): Handelsblatt, Frankreich teilt ablehnende Haltung Deutschlands, 09.12.2010
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: EU als Transferunion
Mit der Einführung der Eurobonds würde die EU als Transferunion institutionalisiert, denn ein mittlerer Zinssatz wäre ein Verlust für die stärkeren und ein Gewinn für die schwächeren EU-Länder.
-
-
Globaler Standpunkt: Die Euroländer müssen enger zusammenrücken, es muss auf mehr Internationalisierung hingearbeitet werden.
Der Internationale Währungsfonds und evtl. auch die Welthandelsorganisation sollen mehr Verantwortung übernehmen, mehr internationale Geldmittel aufbringen und einsetzen. IWF und WTO sollen ihre Statuten ändern, sodass nicht Privatisierung und Deregulierung an erster Stelle stehen, sondern die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft.
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Souveränitätseinbußen der einzelnen Länder
Eine solche Internationalisierung kann nur dann sinnvoll erfolgen, wenn die Mitgliedsstaaten in ihrer politischen Handlungsmacht Einschränkungen hinnehmen und ggf. auch neue Institutionen für die zentrale Kreditvergabe und Kontrolle eingerichtet werden. Desweiteren ist es eher fraglich, ob ein solches Vorhaben politisch durchsetzbar ist.
-
-
Globaler Standpunkt: Austerität: Die Krisenländer kommen am Sparen nicht vorbei.
Die pleitebedrohten Euroländer haben in den letzten Jahren übermäßig hohe Haushaltsdefizite und Verschuldungsgrade ausgewiesen. In diesen Euroländern werden jetzt die Ausgaben gekürzt und die Steuern angehoben. Einige Euroländern wie Griechenland und Italien, beschlossen mehrere Sparprogramme, die die Ausgaben des Staates reduzieren und bei der schnelleren Überwindung der Krise helfen sollen. Im Juni 2011 wurde in Griechenland bereits das vierte Sparpaket verabschiedet. Die Programme beinhalten u.a. neben einer Mehrwertsteuererhöhung auf 23%, auch Kürzungen und Entlassungen im öffentlichen Sektor, eine Rentenreform, Privatisierungen und Abschaffung von Steuerbefreiungen. Die neue italienische Regierung um Mario Monti segnete im Dezember 2011 ein milliardenschweres Sparpaket ab, das den italienischen Staat in den nächsten Jahren um 30 Mrd. € entlasten soll. Auch in Portugal, Spanien und Irland wurden in den Jahren 2010 und 2011 Sparprogramme auferlegt, die ähnliche Maßnahmen zur Krisenbewältigung beinhalten.
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Hohe Staatsausgaben, geringe Staatseinnahmen (am Beispiel Griechenland)
Griechenland führt seit den letzten 10 Jahren eine überdurchschnittlich expansive Haushalts- und Wirtschaftspolitik. Dies zeigt sich unter anderem in dem überdimensionierten und unwirtschaftlichen Staatsapparat. Auf der anderen Seite steht die geringe Einnahmequote des griechischen Staates durch Steuersenkungen und einer Schattenwirtschaft von rund 40% des BIP. In den anderen Euro-Krisenländern sieht die Haushaltslage ähnlich unsolide aus.
-
Beleg (systematische Aufarbeitung): Wikipedia, Griechische Finanzkrise
- Einwand (unabsehbare Konsequenzen): Staat als Wirtschaftsfaktor
Wenn der Staat Ausgaben kürzt und Investitionen aufschiebt, bremst er damit die Konjunktur. Dadurch fallen benötigte Steuereinnahmen weg, was höhere Ausgaben der Sozialleistungen zur Folge hat.
-
-
-
Globaler Standpunkt: Schuldenbekämpfung durch Wachstum.
Ob die Schulden eines Staates tragbar sind, hängt nicht nur von ihrer absoluten Höhe ab, sondern von ihrer Wirtschaftsleistung.
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Mit Wachstum zum Schuldenabbau
Je größer die Wirtschaft eines Landes, desto mehr Steuereinnahmen hat dieses zur Verfügung, um die Zinslast zu tragen. Dies bedeutet, dass Staaten ihre Schuldenlast nicht mühselig abbauen müssen, solange ihre Wirtschaftsleistung nur hoch genug ist. Stabilitäts- und Wachstumspakete der „Troika“ sollen beispielsweise in Griechenland dabei helfen.
-
Beleg (Medienbericht): Wirtschaftswoche, Wie Musterländer ihre Schulden tilgen, 30.11.1999
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
- Einwand (Trugschluss): Schulden lassen sich nicht mit Schulden bekämpfen
Um das Wirtschaftswachstum zu fördern und Investitionen zu tätigen, benötigt der Staat finanzielle Mittel. Dabei greift er auf Finanzierungsmöglichkeiten am Kapital- und Finanzmarkt zurück und häuft somit nur noch mehr Schulden an. Es ist unrealistisch anzunehmen, dass Schulden in guten Zeiten wieder zurückgezahlt werden.
-
-
-
Globaler Standpunkt: Um die Schuldenproblematik in den Griff zu bekommen, muss für eine höhere Inflationsrate gesorgt werden.
-
Wahrscheinliche positive Konsequenz: Geldentwertung ist eine Möglichkeit für Staaten, sich schnell von Schuldenbergen zu befreien.
Eine massive Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken führt zu einem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus. Steigen die Preise, so erhöht sich normalerweise auch das Einkommen und die Steuereinnahmen. Die Höhe der Schulden bleibt aber konstant. Dies ermöglicht Staaten ihren Schuldenberg zu bewältigen. Mit Hilfe der Geldentwertung gelang es beispielsweise Staaten wie den USA und Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Schuldenlast abzubauen.
-
Beleg (Medienbericht): Tagesanzeiger, Tabubruch: Ökonomen fordern höhere Inflation, 18.02.2010
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Medienbericht' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
- Einwand (unabsehbare Konsequenzen): Gefahr der Lohn-Preis-Spirale
Ob sich die Inflationsrate auf einem höheren Stand von vier bis sechs Prozent stabilisieren lässt, ist unter Ökonomen umstritten. Durch den Preisanstieg fordern Arbeitsnehmer höhere Löhne um ihre Reallohnverluste auszugleichen. Dies kann in einer Lohn-Preis-Spirale enden mit einer Inflationsrate, die nur noch schwer zu kontrollieren ist.
-
Beleg (systematische Aufarbeitung): Wikipedia, Lohn-Preis-Spirale
-
- Einwand (Meinungsäußerung): Inflation trifft die Unschuldigen.
Inflation beseitigt keine Ursachen. Große Vermögen können eine Inflation durch die Flucht in Sachwerte unbeschadet überstehen. Die Enteignung trifft vor allem die "kleinen Leute".
-
-
-
Globaler Standpunkt: Kriselnde Euroländer müssen durch finanzielle Hilfen vor dem Staatsbankrott gerettet werden.
-
Offensichtliche positive Konsequenz: Außenpolitische Wirkung
Wenn die Europäer im 21 Jhdt. eine wesentliche Rolle spielen wollen, dann müssen sie sich überlegen, ob sie nicht an einem weniger zerrütteten Bild und an einer etwas einheitlicheren Stimme arbeiten wollen. Als zerstrittene, lockere, mal größere, mal kleinere Föderation hätten auch die USA ihre weltpolitische Rolle im 20. Jhdt. nie spielen können. Mit einer funktionierenden Währung können die Euroländer Einheit und Geschlossenheit symbolisieren.
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Keine Perspektiven der einzelnen Länder
Länder wie Griechenland, mit einer Verschuldung von rund 150% des BIP, bekommen ihre Probleme nicht in den Griff. Auch in anderen Euroländern sieht die Haushaltslage tendenziell ähnlich unsolide aus. Die ergriffenen Maßnahmen zur Sanierung der Haushalte sind bisher ohne zufriedenstellendes Ergebnis geblieben. Die aktuelle Entwicklung in Griechenland zeigt ebenfalls, dass es nicht sinnvoll ist immer noch mehr Milliarden in ein Land fließen zu lassen, dessen Perspektiven im Zeitverlauf nicht (deutlich) besser werden.
-
Beleg ((deskriptive) Statistik): Eurostat, Bruttoverschuldung des Staates in % des BIP und Mio Euro von 2000 bis 2011
-
-
Wahrscheinliche negative Konsequenz: Zu hohes finanzielles Risiko für alle Beteiligten
Die derzeitigen Kosten für Rettungsmaßnahmen sind kaum noch zu überblicken. Allein der provisorische Rettungsschirm umfasst ein mögliches Kreditvolumen von 750 Mrd. €. Die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) garantiert davon rund 440 Mrd. €. Die vorläufig eingerichtete Zweckgesellschaft gibt Anleihen am Kapitalmarkt aus, für die die Euroländer, je nach Einlage, gemeinschaftlich haften. Deutschland trägt dabei mit rund 27 % den größten Anteil. Die Meldungen über bereits getätigte und zukünftige Hilfszahlungen an finanzschwache Euroländer überschlugen sich in den letzten Monaten und in dem kaum noch zu durchschauenden Finanzgeflecht fällt es selbst Experten schwer, den Überblick zu behalten. Die Risiken für die einzelnen Staaten können nicht eindeutig geklärt werden, da dieses Szenario unabsehbare Konsequenzen beinhaltet - darunter fallen z. B. etwaige Dominoeffekte.
-
Beleg (Pressemitteilung): Treaty Establishing The European Stability Mechanism(ESM), 2012
-
Anzweiflung (automatisch erstellt): Automatische Anzweiflung
Belege des Typs 'Pressemitteilung' sind keine gesicherten, fundierten Erkenntnisse sondern oft mit persönlichen Ansichten unterfütterte Einschätzungen.
-
-
Beleg (wissenschaftlicher Aufsatz): Dirk Meyer, Kosten des Europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM) aus deutscher Sicht, erschien in Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 2011
-
-
Offensichtliche negative Konsequenz: Dominoeffekte: Wenn man Griechenland vor dem Staatsbankrott rettet, dann haben auch andere Länder das Recht auf Zahlungshilfen.
Griechenland musste bereits mit Milliarden-Hilfen gerettet werden und die politische und wirtschaftliche Zukunft des Landes ist weiterhin ungeklärt. Außer Irland hat es kein PIIGS-Staat geschafft, eine positive Trendwende einzuleiten. Insbesondere in Portugal und Spanien sieht die Haushaltslage tendenziell eher unsolide aus. Da Griechenland bereits Hilfzahlungen erhalten hat, muss auch anderen Krisenländern das Recht gewährt werden, Zahlungen in Anspruch nehmen zu können. Es ist unwahrscheinlich, dass die damit einhergehenden (finanziellen) Konsequenzen von der restlichen Bevölkerung Europas getragen werden kann.
-
Offensichtliche negative Konsequenz: Die Leiden der (griechischen) Bevölkerung
Da die Hilfzahlungen der Troika an strikte Sparmaßnahmen geknüpft sind, ist insbesondere die griechische Regierung dazu verpflichtet, diese auch gegen den Willen der eigenen Bevölkerung durchzusetzen. Die Sparpakete lösten in den betroffenen Ländern Massenproteste aus. In Portugal, Italien und Spanien kam es zu Generalstreiks, in Griechenland gab es sogar regelrechte Straßenschlachten zwischen Polizisten und Demonstranten. Die auferlegten Spardiktate der Troika lassen die Bevölkerung in Armut versinken und helfen nur in geringem Maße bei der Überwindung der Krise.
-
Beleg (systematische Aufarbeitung): Wikipedia, Griechische Finanzkrise, Folgen
-
-
- Sonderstandpunkt (Frage kann nicht fundiert beantwortet werden): Regulierung
Sollten die Euroländer (einer) Finanzinstitution(en) unterstellt werden, sodass die europäische Wirtschafts- und Finanzpolitik einheitlicher gestaltet und kontrolliert werden kann?
- Sonderstandpunkt (Frage kann nicht fundiert beantwortet werden): Soziale Gerechtigkeit
Ein Teil der griechischen Bevölkerung ist der Meinung, dass die Sparprogramme nicht ausreichend sozial gestaltet sind und die Verantwortlichen der Krise nicht gebührend belastet werden. Sollen Reformen sozialer gestaltet werden und wenn ja, wie?
- Sonderstandpunkt (Frage kann nicht fundiert beantwortet werden): Solidarität mit anderen Mitgliedstaaten
Es stellt sich die Frage, ob und warum stärke Euroländer wie Deutschland für die Fehler der anderen Mitgliedstaaten einstehen müssen. Hierbei liegt der Fokus auf der Beteiligung des (deutschen) Steuerzahlers.
- Sonderstandpunkt (Frage kann nicht fundiert beantwortet werden): Keine Erfahrungen mit Szenario Euroaustritt
Es ist unklar welche Folgen ein Euroaustritt für die restlichen EU-Staaten hat. Wie aber soll mit anderen Krisenländer verfahren werden, wenn Griechenland aus der Eurozone ausscheidet?